Die Q2 und der unbequeme Theologe

Ausstellung zum Barth-Jahr vor der "Kunst"

Karl Barth war einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts und prägte durch seinen Ansatz zur „dialektischen Theologie“ die Denkmuster vieler Menschen.

Barth wurde am 10. Mai 1886 als Sohn eines Pfarrers in Basel geboren. Als ältester Sohn verkörperte er die Rolle des Anführers in einer streng christlichen, aber auch familiären und fröhlichen Familie.

Während seiner Studienzeit engagierte sich der junge Theologe aktiv in Studentenvereinen. Nach seinen Examen war er in der Redaktion für die theologisch liberale Zeitschrift „Christliche Welt“ tätig.

1909 arbeitete er als Hilfsprediger in Genf. Zwei Jahre später nahm er seine erste Pfarrerstelle in Safenwil im Aargau an, wo er Nelly Hoffmann 1913 heiratete. Im Laufe ihrer Ehe bekamen die beiden fünf Kinder.

Die vermehrt auftretenden politischen Differenzen und die Erfahrungen mit materieller Armut der Industriearbeiter und der Kinderarbeit  in Karl Barths Umgebung sorgten für seinen Beitritt in die Sozialdemokratische Partei der Schweiz, wo Barth sich für die Arbeiterschicht einsetzte und in seinem Gemeindehaus Gewerkschaftsgründungen unterstützte.

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 veranlasste Barth, sich kritisch mit seinen theologischen Lehrern auseinander zu setzen. Barth brach mit der herkömmlichen liberalen Theologie und beschäftigte sich intensiv mit wissenschaftlich-theologischer Sacharbeit, insbesondere mit dem Römerbrief im Neuen Testament, zu dem er einen Kommentar verfasste. Aus dem später überarbeiteten Resultat entstand seine dialektische Theologie, die die gesamte Welt erreichte. Der Erhalt einer Honorarprofessur in Göttingen zog einen Umzug mit seiner Familie in das Nachkriegsdeutschland mit sich.

1925 lernte Karl Barth Charlotte von Kirschbaum kennen. Die beiden verband ein tieferes Verständnis. 1929 zog von Kirschbaum bei Barth ein. Karl Barth bot seiner Frau Nelly die Scheidung an. Diese traf jedoch nie ein und die drei lebten Jahre lang zusammen.

1931 tritt Karl Barth der SPD bei. Von Beginn an spricht er sich gegen den Nationalismus und die deutschen Christen (DC) aus, welche die Gleichschaltung der Kirche mit dem NS-Staat forderten und für einen zentrale „Reichskirche“ eintraten.

Karl Barth ist zudem maßgeblicher Verfasser der „Barmer Theologischen Erklärung“. Sie ist bis heute eine wichtige Bekenntnisgrundlage vieler evangelischer Kirchen. Einen Monat lang war Karl Barth Mitglied im Leitungsorgan der Bekennenden Kirche.

Von 1932 bis 1967 erarbeitete Karl Barth die „Kirchliche Dogmatik“ (KD), die mehr als 10 000 Seiten umfasst. In seinen Werken betont er die Aufgabe der Kirche, die kritischen Selbstprüfung seiner Rede von Gott, und die gnädige Beziehung Gottes zu den Menschen. Er fordert die christliche Gemeinschaft dazu auf, sich für menschengerechte Verhältnisse und für soziale Gerechtigkeit einzusetzen.

1938 plädierte Barth für ein demokratisches Rechtssystem, dessen Durchsetzung nur durch Widerstand gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime erfolgen kann. In Nazi-Deutschland ist der Verkauf von Barths Schriften danach endgültig verboten. Die Leitung der Bekennenden Kirche sagt sich von ihm los. Auch in der Schweiz treffen Barths Worte auf Missfallen, da er die Einschränkung der Presse- und Redefreiheit sowie die restriktive Asylpolitik kritisierte. Seine Kritik wurde als „staatsgefährdende Propaganda“ eingestuft. Trotzdem gelingt Barth der Aufruf zum Widerstand im Ausland.

Nach dem Krieg forderte Karl Barth das deutsche Volk und die evangelische Kirche zu einem kollektiven Schuldbekenntnis auf. Auch kritisierte er die Behörden der amerikanischen Besatzungszone, den Deutschen nicht ausreichend demokratische Werte vorzuleben. Barth hält viele Vorträge in ganz Deutschland und hilft beim Wiederaufbau.

Zu Zeiten des Ost-West-Konfliktes, plädiert Karl Barth, anders als erwartet, für einen „dritten Weg“ anstatt sich gegen den Kommunismus der DDR auszusprechen. Barth ist entschieden gegen den deutschen Militarismus und Atomwaffen.

Im Jahre 1968 stirbt er im Alter von 82 Jahren. Mit seinem Tod geht eine wichtige Periode der Theologiegeschichte zu Ende.

Franziska Damberg / Hanna Habraschka

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