Vertretungskonzept

Einführung eines Selbstlernsystems zur Verbesserung der Selbstlernkompetenz der Schülerinnen und Schüler und Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer im Bereich Vertretungsstunden, sowie zur inhaltlichen Vertiefung grundlegender Kenntnisse und Fertigkeiten im Sinne von individueller Förderung

Das Leitbild unserer Schule findet in folgenden Leitsätzen in unserem Bereich/ Konzeptseine Umsetzung:

Leitsatz 3 – Vielfalt als Chance

Wir stärken und fordern den Einzelnen durch vielseitige fachliche und soziale Bildung.

Leitsatz 2 – Unterricht: Den Lernenden im Blick

Wir unterrichten kompetenzstärkend mit Raum und Zeit für individuelle Entwicklung und Freude am Wissenserwerb

Die Förderung von Schüler*innen durch Angebote zum selbständigen, individuellen und eigenverantwortlichen Lernen ist grundsätzliche Aufgabe von Schule. Dieses Konzept ist ein wesentlicher Beitrag dazu.

Im Schulalltag kommt es immer wieder zu Situationen, in denen der Unterricht nicht wie durch den Stundenplan vorgesehen, stattfinden kann, da z.B. Lehrkräfte an Fortbildungen teilnehmen oder aus anderen dienstlichen Gründen den Unterricht selbst nicht erteilen können. In diesen Fällen geplanter bzw. vorhersehbarer Abwesenheit der Lehrkräfte kommt es zu Vertretungsstunden, in denen andere Lehrpersonen die frei gewordene Stunde füllen sollen. In der Regel erhalten Schüler*innen von der Lehrkraft Aufgaben, die in der Abwesenheit bearbeitet werden. Im Schulalltag tritt ausfallender Unterricht aber meist spontan auf, da eine Lehrperson erkrankt oder anderweitig kurzfristig verhindert ist. Daher kann nicht immer Material von der Fachlehrkraft zur Bearbeitung bereitgestellt werden. Ist es dann möglich, eine Lehrkraft einzusetzen, die zufällig in derselben Lerngruppe regulär unterrichtet, kann sie ihren Unterricht fortführen. Oft gelingt es der vertretenden Lehrperson auch sehr kurzfristig eine Unterrichtsstunde aus seinem Fachbereich zu konzipieren, jedoch ist diese Vorgehensweise nicht immer praktikabel und so entstehen frei werdende Zeiten, die nur teilweise sinnstiftend gefüllt werden können. In Phasen hohen Vertretungsaufkommens, beispielsweise wenn die Kursfahrtenwoche stattfindet und viele Lehrpersonen nicht in der Schule anwesend sind, können gehäufte Vertretungsstunden eine Belastungsprobe für Schüler*innen wie auch für die vertretenden Lehrpersonen darstellen. Diese Form der zuvor beschriebenen Vertretungsstunden bietet jedoch auch ein großes Potential für die Schüler*innen, ihre Eigenständigkeit durch das selbstgesteuerte Arbeiten an unterschiedlichen Themen aus diversen Fächern zu stärken und ihre fachlichen Kompetenzen und Kenntnisse durch passend aufbereitete Materialien zu wiederholen, zu vertiefen bzw. zu erweitern.

Allgemeine Regelungen bei Vertretungsstunden

Wenn Unterrichtsausfall absehbar ist, hat die betroffene Lehrkraft dafür Sorge zu tragen, dass die betroffene Lerngruppe in dem Unterrichtsfach sinnstiftend in der ausfallenden Unterrichtszeit arbeiten kann. Notwendige Absprachen sind vorzeitig zu treffen und Materialien bereit zu stellen. Sollte es nicht möglich sein, dass die Schüler*innen in dem ausfallenden Unterrichtsfach arbeiten, übernimmt die vertretende Lehrperson den Unterricht und fährt im eigenen Fachgebiet fort. Sollten beide aufgeführten Optionen nicht umgesetzt werden, setzt die im Folgenden dargelegte Konzeption ein. Diese greift in folgenden Fällen:

  • Es gibt keine Aufgaben von der Fachlehrkraft.
  • Die vertretende Lehrkraft unterrichtet nicht in der Klasse.
  • Die vom fehlenden Fachlehrkraft gegebenen Aufgaben sind bereits erledigt.

Einsatz des Vertretungsordners

Kommt es zu einer Situation, wie oben beschrieben, in der die Schüler*innen durch ausfallenden Unterricht „freie Zeit" haben, steht ihnen ein Materialienordner („Vertretungsordner") zur Verfügung, in dem von den unterschiedlichen Fachschaften erstellte Materialien zur eigenständigen Bearbeitung enthalten sind.

Organisatorisches

Jeder Schüler und jede Schülerin besitzt einen eigenen, eventuell selbst gestalteten DinA4 Ordner (Breite 50mm, einfache Heftung), in dem die Materialien für die Vertretungsstunden eingeheftet werden. Dieser wird im Klassenschrank verwahrt, sodass er den Schüler*innen zu jederzeit zur Verfügung steht. Der Ordner verbleibt also stets in der Schule und wird nicht mit nach Hause genommen. Die Materialien werden zu Beginn des Schuljahres ausgegeben. Die Klassenlehrerin bzw. der -lehrer übernimmt die Einführung in die Arbeit mit dem Vertretungsordner. Um unnötige Transportwege des Ordners für die Schüler*innen zu vermeiden, sollten die Vertretungsstunden nach Möglichkeit im Klassenraum stattfinden. Gegebenenfalls muss die Vertretungslehrkraft den Rücktransport der Ordner organisieren.

Die Vertretungsstunde

Der Ablauf

Die Schüler*innen nehmen den Vertretungsordner zur Hand und bearbeiten die Materialien. Sie vergleichen die Ergebnisse eigenständig mit den Lösungen und evaluieren abschließend die bearbeiteten Arbeitsblätter. Am Ende der Stunde bringen die Schüler*innen die Ordner zurück in den Schrank/in das Regal.

Gegenseitige Hilfe

Die Arbeit mit dem Vertretungsordner soll nicht nur die Eigenständigkeit der Schüler*innen durch die Wahl des Materials und die eigenständige Kontrolle herausfordern und fördern, sondern auch die Kooperationsfähigkeit ansprechen, indem die Schüler sich in angemessenem Maße gegenseitig unterstützen. Dazu soll es ihnen möglich sein, bei Problemen leise einen Mitschüler aufzusuchen, der ihm helfen kann. Ein partnerschaftliches Arbeiten an den Materialien ist auch möglich, wenngleich die Materialien in den meisten Fällen eher für eine konzentrierte Einzelarbeit konzipiert sind. Der Vertretungskraft obliegt hierbei die Aufgabe für ein angemessenes Arbeitsklima zu sorgen.

Verantwortung

Den Schüler*innen wird mit diesem Konzept ein hohes Maß an Eigenständigkeit abverlangt, ihnen wird damit zugleich aber auch die Chance geboten, eben diese Kompetenz auszubilden. Einerseits sind die Schüler*innen zu einem verantwortlichen Umgang mit dem eigenen Ordner und den Ordnern anderer angehalten, andererseits müssen die Schüler*innen eigenständig entscheiden, welches Material sie bearbeiten wollen. Darüber hinaus erfordert die Arbeit mit dem Vertretungsordner einen verantwortungsvollen Umgang mit den Lösungen der Aufgaben.

Materialien

Materialien für den Vertretungsordner werden von möglichst allen Fachschaften erstellt, damit die Arbeitsbelastung bei der Erstellung der Materialien gerecht verteilt wird. Die Materialien werden von den Fachschaften als Selbstlernmaterialien konzipiert bzw. zusammengestellt. Dabei werden die Inhalte an den für den betreffenden Jahrgang grundlegenden Kompetenzen der vorangegangenen Jahre ausgerichtet. Folgende Materialien sind denkbar:

  • Übungsaufgaben zur Wiederholung von grundlegenden Kompetenzen und Inhalten wie sie auch im Unterricht eingesetzt werden.
  • Regelkarten zur Wiederholung und als Hilfe für die Bearbeitung der Aufgaben
  • Lernzirkel
  • Aufgaben aus Wettbewerben und zentralen Prüfungen (z.B. Vera, Känguru)
  • Knobelaufgaben
  • Rätsel …etc.

Die Materialien werden ggf. in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht. Dabei legt jede Fachschaft fest, welche der Aufgaben als Pflicht- oder Wahlaufgaben bearbeitet werden. Die Schüler*innen sollen dann erst die Pflichtaufgaben aller Fächer bearbeiten, bevor sie sich im Wahlbereich eines selbstgewählten Bereiches vertiefen. Dadurch soll eine Gleichgewichtung der Fächer und eine breite Kompetenzausbildung für jede*n Schüler*in erreicht werden. Die Pflichtbereiche sind für die Schüler*innen optisch sowohl im Inhaltsverzeichnis als auch auf dem Arbeitsblatt durch eine graue Unterlegung des Materialtitels erkennbar. Die Materialien folgen einem einheitlichen Layout, sodass eine Orientierung und der Umgang mit dem Ordner für die Schüler*innen erleichtert werden. Dafür sind Masterdateien erstellt worden, die allen Kolleg*innen zur Verfügung stehen. Das einheitliche Layout umfasst auch eine einheitliche Evaluation der Arbeitsblätter. Die Digitalisierung der Arbeitsmaterialien ermöglicht eine schnelle Überarbeitung oder Anpassung, falls diese nötig werden sollte. Der Bearbeitungsumfang der Materialien durch die Schüler*innen sollte in den Kernfächern acht Unterrichtsstunden betragen, der für die Nebenfächer vier. Dabei sollte in jedem Fach als Reserve Material für eine Stunde zusätzlich erstellt werden. Die Erstellung der Materialien kann von den Fachschaften innerhalb eines Jahres für einen Jahrgang erfolgen, sodass innerhalb von fünf Jahren das Material für die gesamte Sekundarstufe I erstellt ist.

Weitere Regelungen>/strong>

Vergessenes Material:

  • Hat ein*e Schüler*in den Vertretungsordner nicht zur Hand, wenn er benötigt wird, kann er/sie sich Arbeitsmaterialien bei einem Mitschüler*in leihen. Dieser vermerkt das verliehene AB in einer Liste und auch das Datum der Rückgabe.
  • Die Lehrkraft vermerkt im Klassenbuch die Schüler*innen, die ihren Ordner nicht dabei haben, in einer dafür vorgesehenen Liste.
  • Sollte ein Schüler*in den Ordner in mehreren Fällen nicht dabei haben, erfolgt ein Brief an die Eltern, in gleicher Weise wie bei gehäuft vergessenen Hausaufgaben.

Informationen der Eltern:

  • Die Eltern werden schriftlich von der Schule zu Beginn des Schuljahres über Zielsetzung und Ablauf, sowie Kostenbeteiligung informiert. (s. Anhang Elternanschreiben)

Vollständige Bearbeitung des Material

  • Die Klasse meldet dies über die Klassen- oder Vertretungslehrkraft. In diesem Fall wird das Reservematerial aus den bereitstehenden Ordnern für die Lerngruppe kopiert und ausgegeben.
  • Die Fachschaften werden informiert, dass weiteres Material benötigt wird, und mit Datumsfrist um Erstellung weiterer Materialien gebeten.

Arbeitsprotokoll:

  • Die Schüler*innen dokumentieren ihren Bearbeitungsstand in der dafür vorgesehen Spalte des Inhaltsverzeichnisses, indem sie das Datum der Bearbeitung notieren. So erhalten sie einen Überblick über die bereits fertig gestellten Arbeitsblätter. Zudem haben die Lehrpersonen die Möglichkeit zu sehen, wo Schwerpunkte von den Schüler*innen gesetzt wurden. Es ist denkbar, dass Fachlehrerinnen bzw. -lehrer eine gezielte Bearbeitung von Arbeitsmaterialien für einzelne Schüler*innen vorsehen und anhand des dokumentierten Bearbeitungsstandes kontrollieren.

Finanzierung

Die Kopien werden von der Schule bereitgestellt. Sollten die Kosten dafür den Kopieretat der Schule übersteigen, ist eine Finanzierung durch die Beteiligung der Elternschaft an den Kopierkosten denkbar. Eine speziell an den Zweck des Vertretungsordners gebundene Sonderzahlung der Eltern wäre ebenfalls realisierbar. Die Entscheidung darüber wird bei Bedarf in den zuständigen Gremien getroffen. Die Beschaffung des Ordners obliegt den Erziehungsberechtigten der Schüler*innen. Sie haben dafür Sorge zu tragen, dass die Schüler*innen einen Ordner erhalten und im Verlust- / Schadensfall die zusätzlich anfallenden Kopierkosten getragen werden. Die Lagermöglichkeiten für die Ordner werden von der Schule in Form von Regalen oder Schränken eingerichtet.

Evaluation

Die Arbeit mit dem Vertretungsordner wird auf unterschiedliche Weise evaluiert. Zum einen evaluieren die Schüler*innen während der Arbeit an den Materialien diese durch Angabe der empfundenen Schwierigkeit und Verständlichkeit. Somit erhalten die Fachschaften eine Rückmeldung, die ggf. zur Überarbeitung der Materialien führen kann und eine Passung der Materialien zur Schülergruppe sicherstellen soll. Darüber hinaus wird nach regelmäßigen Zeitabständen eine Befragung der Schüler*innen und Lehrkräfte durchgeführt und ausgewertet. Die Ergebnisse werden dann der Schulgemeinde veröffentlicht. Eine zeitnahe Rückmeldung der Lehrkräfte erfolgt bereits auf persönlichem Weg direkt an die Verantwortlichen für das Vertretungskonzept.

Stand 06.03.24:

Im Zuge der Digitalisierung und Strukturierung der Vertretungsstunden ist eine Evaluation erfolgt, die eine Umstrukturierung des Einsatzes dieser Materialien zur Folge hat. Die Materialien stehen weiterhin als Kopiervorlage zur Verfügung, sind gleichzeitig aber auch digital abrufbar und von den Vertretungskräften digital direkt einsetzbar. Derzeit wird überlegt, wie ein System geschaffen werden kann, sodass das ursprüngliche Konzept vollständig digital umgesetzt werden kann.

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